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Maria Sliwinska |  | |
Die Nadel im Heuhaufen: Wie findet man die verborgenen
Schätze kleiner Sammlungen?
Wir alle wissen um die Wichtigkeit nationaler Institutionen
wie Nationalbibliotheken, Archive, Museen, Galerien und die umfangreichen Ressourcen,
über die sie verfügen. Aber wieviel Millionen von Dokumenten und Objekten diese großen
Häuser auch anzubieten haben, kann doch keine Institution der Welt alle unsere Wünsche
befriedigen. Oftmals müssen Wissenschaftler, wenn sie auf der Suche nach Quellen sind,
in kleine, abgelegene Orte reisen, um wichtige Informationen für ihre Forschungen zu
finden. Aber wie findet man Informationen über kleine und dennoch wichtige Sammlungen?
Im Zeitalter der Information, in dem wir alle bombardiert werden mit Millionen von
Verweisen aus dem Internet, scheint es schwerer, an verwertbare Informationen über
kleine Sammlungen zu kommen, als eine Nadel im Heuhaufen zu finden. Sie sind einfach
versteckt, übers Internet nicht aufzufinden und damit nicht zugänglich. Und obgleich
auch kleine Bibliotheken ihre Materialien katalogisieren und Archive und Museen ihre
Sammlungen auf ihrer Homepage beschreiben, ist es doch für Wissenschaftler nicht leicht,
diese Informationen zu finden. Es ist einfach unmöglich, in tausenden von kleinen
Katalogen zu suchen, um alles unbekannte Material zu finden, das die Quellengrundlage
vervollständigen würde.
Eine gute Lösung bieten die Bibliotheken über die Gesamtkataloge an. Sie sind sehr
hilfreich, wenn der oder die Forschende genau weiß, was er oder sie sucht, aber sie
reichen nicht aus. Zusätzliche Unterstützung kommt vom MICHAEL-Projekt, das kleine
Sammlungen fördert, egal, ob sie bereits online sind oder nicht: In diesem Projekt werden
Informationen über Sammlungen kleiner Institutionen gleichwertig oder gar höherwertig
betrachtet als die der großen Häuser. Informationen über Sammlungen, die über ein bekanntes
und gut aufgebautes Portal verfügbar sind, vereinfachen die Forschung und
vervollständigen deren Quellenkorpus. Die versteckten Ressourcen werden nicht nur
für Forscher leichter sichtbar, die nach ihr suchen, sondern auch für Touristen, die
sich inspirieren lassen, kleine Museen und weniger bekannte Monumente zu besuchen, die
nicht in den gängigen Reiseführern stehen. Solche verborgenen Juwelen können eine
touristische Epidemie auslösen wie das Victorian Dolls Museum in Liverpool, das von so
genannten Internauts (Reisenden im Internet) entdeckt wurde, als es online ging.
Kleine Häuser und Sammlungen können durchaus wertvoll für ausländische Besucher sein, die
sich meist auch für die Geschichte ihrer eigenen Vorfahren in anderen Ländern interessieren.
Als Beispiel hierfür ist das kleine Mennoniten-Museum in Tczew oder Nowy Dwór Gda_ksi mit
Objekten einer alten holländischen Siedlung aus dieser Gegend. Darüber hinaus besteht in
Einzelfällen die Chance, dass ein Tourist weiß, dass eine der 48 weltweit vorhandenen
Inkunabeln der Gutenberg-Bibel in einem kleinen Museum in Pelpin zu finden ist, oder die
für die ungarische Kultur so wichtigen Manuskripte des Königs Mathias Corvin sich in der
Stadtbibliothek von Torun befinden, oder der Nachlaß des Tschechen Amos Comensky im
polnischen Leszno. Das Pola Negri Museum, das sich in Lipno, der Geburtstadt der ersten
berühmten Hollywood-Schauspielerin, befindet, kann eine Überraschung auch für Menschen sein,
die beruflich dabei sind, eine Biographie über sie vorzubereiten. Es ist Zeit, der Welt
diese verborgenen Kleinodien vorzuführen.